Pfingsten ist Orchideenzeit, also musste ich wieder mal los. Voll geimpft und das noch gut 2 Wochen vor den Ferien war eine gute Voraussetzung. Also fuhr ich wie üblich gleich nach der Arbeit mittags los und erreichte nach genau 12 h meinen Schlafplatz an der süditalienischen Ostküste am Gargano. Wäre auch fast eine h schneller gewesen, wenn es sich nicht hier und da ein wenig gestaut hätte, 25 min schon bei der Einreise nach Österreich. Da stand einer an der einzig (!) offenen Spur und fragte jeden, wohin er wohl wolle. "Bangladesch" lag mir zwar auf der Zunge, ich wollte aber weiterkommen, also ließ ich es. Fast alle gaben wohl die richtige Antwort "Außerösterreich" und wurden umgehend durchgewunken. Oder besser, durchgewinkt? Am 2. Tag tuckerte ich entspannt durch S-Italien, in Urlaubsstimmung, aber doch relativ erfolglos. Entweder, es gab in den anvisierten Gebieten keine Orchideen oder sie waren schon verblüht (um Gravina). Das Einchecken in Bari war etwas aufregender, ich hatte bei der Einreiseanmeldung für GR das falsche Datum eingetragen und sollte das ändern. Am Handy, ich hab doch schon am PC bei sowas Schwierigkeiten! Die nette Italienerin am Schalter machte das dann für mich mit ihren langen roten Fingernägeln, war gar nicht so 1fach. Was machen eigentlich Leute ohne Smartphone??? Ist wohl jetzt schon Pflicht, sich sowas zu kaufen und reichlich Internetzeit dazu. Ausgedruckt wollte sie das gar nicht sehen. Die Italiener wollen nun für die Rückreise auch sowas (bekam die Nachricht als sms), noch dazu auf Englisch. Hab ewig am Handy gebraucht. Und einen Test wollen sie obendrein, von Impfung stand nichts drin ... Zum Glück ließ sich das plf bei der Abreise öffnen, es war wohl noch Guthaben am Smartphone. Ich hätte sonst dort bleiben müssen, keine Chance. Angeblich. Test hab ich nicht, mir erzählte auch einer, dass man für D so ein plf bräuchte. Den haben sie zurückgeschickt, weil der das für Italien nicht hatte. Hatte aber offenbar Internet und war später auf der Fähre. Ein Chaos! In Italien fragte dann kein Mensch danach, Hauptsache, ich bin registriert. In GR näherte ich mich erst mal der albanischen Grenze, das Gesuchte gab es aber nicht. Dann querte ich den Kontinent und pilgerte um den Olymp rum, meist weiträumig. Danach ging es in den Fernen Osten, Dadia Forest nahe Bulgarien und noch näher an der Türkei. Schöne menschenleere Gegend, bekannt v.a. wegen der Greifvögel, v.a. Mönchsgeier. Fand aber nur eine Schwungfeder, die allein misst nen guten halben Meter. Ich fuhr da 2,5 h auf einem kleinen Sträßchen (mit vielen Stopps, normalerweise würde man 15 min brauchen), es war in der Zeit kein Mensch dort unterwegs. Meist sind es aber dort einsame Schotterwege. Ich traf da auch einen deutschen Orchideenfreund, der häufig dasselbe Ziel hat wie ich. Und 3 verschiedene Polizeikontrollen mit Grenzpolizisten dabei traf ich dort auch – fast zufällig. Am Olymp fuhr ich einen ewig langen üblen Schotterweg auf der Suche nach dem Endemiten überhaupt, Jankea heldreichii. Fand ich auch, nur wusste ich nicht, dass der Weg noch soo lang weiter ging, über 1200 m Höhe, und eher immer schlechter wurde. Ging aber nochmal gut, musste die 20 km nicht zurück. Zur Erholung wollte ich mittags an einen Strand und fuhr mich glatt im Sand fest. Kam aber schnell wieder raus. Danach ging es ins andere Dreiländereck, zum Prespa-See zwischen Macedonien und Albanien. Tolle wilde Berggegend. Fuhr fast nach Albanien, bis ins letzte Eck. Dort gibt es merkwürdigerweise Buchsbaumfluren, da kommt also nicht mal der Zünsler hin. Zum Ende hin machte ich einen Abstecher in den beeindruckenden Gramoz, wieder zur albanischen Grenze. Hier kenne ich einen Weg, 30 m über dem Wildfluss mit guter Aussicht, da findet man immer Bärendreck und Fußabdrücke, sogar auf dem Weg. Honig hatte ich extra dabei und träufelte in Sichtweite des Schlafplatzes (1120 m) an verschiedenen Stellen etwas hin. Leider ohne sichtbaren Erfolg, aber ich komm wieder! Die sind wohl mit Billighonig nicht zufrieden? Der letzte GR-Tag war zur Erholung, rumtingeln um Igoumenitsa, zum Essen gehen, baden, Auto aus dem Strandkies freischaufeln ... Die Rückfahrt mit Fähre nach Bari verlief absolut perfekt, ich kam Punkt 9 als Erster vom Schiff um dann 10 min auf eine läppische Passkontrolle zu warten und die meisten LKW vorbeifahren zu sehen. Sehe offenbar jetzt albanisch oder so aus, trotz ausgiebigem Bad im sauberen Meer. An Ancona kam ich weit vor Ankunft der gleichzeitig gestarteten Fähre vorbei. Auch sonst kam ich prima vorwärts, problematisch wurde es am Brenner. Da waren doch die Österreicher auf die glorreiche Idee gekommen, eine Spur zu sperren; kontrolliert oder auch nur gefragt wurde allerdings nicht. Kostete ne Dreiviertelstunde vollkommen unnötiges Dahinkriechen für 1000e von Touristen etc. Könnte dem Volk mal jemand mitteilen, dass man auch 2 Spuren kontrollieren kann, wie das die Deutschen gelegentlich auch tun?! Allein kommen sie ja nicht drauf. Sehr ärgerlich! In GR übernachtet man auch gelegentlich am Meer, es hat schon überall Badetemperatur. Zumindest für mich. Ist aber noch kühl genug, dass es nachts nicht zu warm ist. Bei Igoumenitsa war das Meer schon schön warm. Auch Quellen gibt es überall, da hält man die Tageshitze ganz gut aus. Die gab es aber eigentlich nur in der 1. Woche. Das Wetter war ja in D heuer recht hautfreundlich, mehr als 17° wurden am Abreisetag nicht erwartet. In AU da schon 23°, in Italien 26°. Am Folgetag in S-Italien sah ich schon 31°, die waren aber gar nicht lästig. In GR gleich mal 32°, dann 34. Geht, wenn es etwas windig ist und man nicht grad konzentriert am Boden liegt. Im Fernen Osten meist nur bis 28°. Nach einer Woche mit wenigen Wolken kam abends eine Gewitterfront, die es in sich hatte. Das Auto wackelte vom Donner, es goss 2h in Strömen. Der nächste halbe Tag war bedeckt, die Natur atmete richtig auf. 2 Tage danach wieder Regen am Nachmittag, diesmal ganz im NW in den Bergen mitbekommen. Pfui Kuckuck! Da brauchte ich sogar mal ne lange Hose. Und nachts auf läppischen 600 m nur 6°, am Meer 10° (vorher 15°), bei 1100 m 5°! Ja, es hat deutlich abgekühlt, am Tag ist das ganz recht. 25-28° reichen nämlich auch. Die Viecher in GR sind halt noch reichlich da, wenn auch nicht so wie früher (hätte früher mal die Schildkröten zählen sollen und einen Tagesdurchschnitt errechnen. 3 Landschildkröten, ein Scheltopusik, 2 Balkanzornnattern und einige Riesensmaragdeidechsen gab es schon am 1. Tag. Am nächsten 8 Schildkröten (Griechische Landschildkröten und eine Breitrandschildkröte, von der allein würde man satt werden, ;-) ) und eine schnelle Schlange, dazu verschiedene Eidechsen, auf Anhieb erkennen konnte ich die Prachtkieleidechse. 45 Schildkröten waren es am Ende, dann noch mal mindestens 40 Bach- und Sumpfschildkröten in einem kleinen Tümpelchen. Und das waren nur die lebendigen, das bedeutet einen Tagesschnitt von , wobei nicht immer Schildkrötenwetter war. Im Osten waren es Maurische Landschildkröten und die Östliche Bachschildkröte. Einige Gelbbauchunken (ssp. glabra) gab es in Quellen, auch die Östliche Smaragdeidechse kommt gern am Wasser vor. Prächtige Scheltopussiks, allerdings mehr tote als lebende, die kommen auf Straßen offenbar nur richtig vorwärts, wenn ich sie fangen will. Hab diesmal gar keinen erwischt. Schlangen waren meist zu schnell für mich, habe nur eine junge Ringelnatter (ssp. persa) und eine junge Zornnatter bremsen können. Schmetterlinge, Vögel, einfach ganz anders als bei uns inzwischen. Schwarz- und massig Weißstörche, Flamingonen, beide Pelikäne, Nachtigallen zu Hauf, Ziegenmelkers, Triele, Häherkuckücke, Piröle, Raubwürgers, Steinkäuzer und Wiedehöpfe, Blauracken, die Bienenfressers flöten überall. Von den diversen Adlern erkenne ich immer nur den Schlangenadler, fotografieren lassen die sich eh kaum. Den Schwarzen Bären hatte ich mal wieder, Fetthennen-Bläuling, Zürgelbaumfalter, Balkan-Osterluzeifalter; Segelfalter und Baumweißlinge waren nicht selten, auf einer Bergwiese sah ich 9 Schwarze Apollos auf einmal. Und die riesige Saga pedo! Gottesanbeterinnen aus verschiedenen Familien, verschiedene Schmetterlingshafte, Süßwasserkrabben, ... Was sind andere Länder doch arm dagegen. Nur eins nervt: Die schmeißen ihren Müll doch tatsächlich immer noch in Täler und Schluchten, wenn auch das besser geworden ist. Gehört in diesen Absatz, das sind Sauereien. Das eigentliche Ziel ist, neben “Neues und Unvorhergesehenes sehen” naturgemäß die Botanik. In Italien fand ich beim Durchfahren nix. Versuchte neue Gebiete, da war aber nichts. Ophrys in GR war heuer auch anfangs schwierig. 3 Stellen mit O.hystera waren leer. Fand ich aber dann zufällig oben auf den Bergen und bei Veria. Von O.olympiotissa fand ich grad mal eine fruchtende. Zu trocken heuer. Die neue O.willingii hatte ich m.E. gefunden, nur die waren zu spät. Da muss ich nochmal früher hin. O.reinhardiorum war anfangs schon zielmich am Ende, in 1250 m aber noch taufrisch. Die Ziegenriemenzunge Him.calcaratum rumelicum ging schon auf, Sumpfknabenkraut A.palustris elegans in bester Blüte hinterm Strand, aber auch genauso weit 850 m höher am Prespa-See. Dort gab es auch noch fotogene O.zeusii, allerdings auf 1150 m. Immer noch unklar sind manche O.oestrifera s.l. Zumindest 3 verschiedene, jetzt blühende habe ich erkannt, wobei eine partout nicht zuzuordnen ist. Gut, dass ich nicht länger Zeit habe, es gäbe noch so viele Gebiete, wo noch niemand gesucht hat. In Thrakien wollte ich nach langem das Gespornte Waldvögelein Cephalanthera epipactoides mal wiedersehen, das gelang mir auf Anhieb auf einem bisher unbekannten Sträßchen. Die meisten waren aber schon etwas angegammelt. Sah aber noch reichlich davon am nächsten Tag, die stehen da an vielen Stellen, teils auch mit dem Roten und Schwertblättrigen gemischt. Und ein Wieschen gab es mit 1000 Orchideen, Serapias vomeracea und Anacamptis laxiflora durcheinander. Die mir schon früher da suspekte Waldhyazinthe ist Platanthera holmboei, sie wird dort teilweise nur besonders groß. Jetzt, im Aufblühen fiel mir das sofort auf. Die großblütige und späte O.phrygia (ob sie das wirklich ist?) war teilweise noch knospend. Von dem eigentlich guten Bestand von Orchis punctulata war fast nichts zu finden. Dafür gab es einige ältere rechteckige Löcher, vermutlich ist der Bestand brutal ausgeräumt worden, die Pflanzen kann man nun im Internet zu kaufen. Dran ersticken sollen sie! Als positive Überraschung gab es bereits aufgeblühten Thrakischen Dingel Lim.trabutianum thracum am Locus classicus. Im Nestos-Delta sind die mir bekannten Biotope mit der nicht geklärten Epipactenvielfalt fast völlig leer, es wachsen jetzt da großflächig die blöden Robinien mit dichtem Unterwuchs, es ist kein Platz mehr für irgendwas. Fazit: Griechenland ist absolut phantastisch, es wird nicht lang dauern, bis ich da wieder hinkomme. Etwas lästig ist halt der Weg dahin… Nun werde ich immer wieder mal darauf hingewiesen, dass ich halt einfach ein paar Bildtafeln mehr schicken könnte und dafür die Bilder weniger verkleinern sollte. Gut, ich werd mir Mühe geben aus den 2800 Fotos nicht zu viel auszuwählen. Sonst werden sie nämlich trotzdem klein.
Landschaften aus dem Gramoz. Da steppt der Bär!
Eine Tafel überwiegend aus dem Dadia Forest.Anacamptis pyramidalis früh und großblütig (A.berica?), A.pyramidalis serotina (spät, dicht- und kleinblütig, immer hellrosa, teils sehr hoch), 3 A pyramidalis cerigensis (spät, hell, klein- und lockerblütig, langer Blütenstand), 2 A.palustris elegans 2 Serapias politisii, 2 S.bergonii, 1 A.py.cerigensis mit mickriger Op.cf phrygia, 1 A.papilionacea
Ein paar Ragwurzeln, v.l.n.r, v.o.n.u. 1 O.cf.willingii, 1 O.cf.hystera oder willingiii, 3 O.hystera 4 O.reinhardiorum, 2 O.hystera 4 O.reinhardiorum, 1 O.cf.epirotica, 2 O.epirotica --------------MUCHAS GRACIAS HELMUT - FELICITACIONES UNA VEZ MÁS POR ESTE EXTRAORDINARIO TRABAJO- UN FUERTE ABRAZO- SALUD.